Milford Track - meine unglaublichste Wanderung

Meine lieben Mitbewohner haben mich gefragt, ob ich nicht mit den Milford Track, einen von Neuseelands Great Walks, mitwandern möchte. Natürlich, eine Mehrtageswanderung habe ich vorher noch nicht gemacht, und mit reiner weiblicher Begleitung kann man natürlich nicht NEIN sagen. Ein Hindernis in der Vergangenheit war das nicht vorhandene Equipment (wie z.B. großer Rucksack, Campingkocher etc.).
Milford Track ist die beliebteste Wanderung in Neuseeland und das DoC (Department of Conservation) erlaubt während der Sommersaison täglich nur 40 Personen den Start auf den Track, um ihn sauber und einzigartig zu halten. Die Hütten sind meistens ein Jahr im Voraus ausgebucht. Unser Plan war also während der Wintersaison zu wandern, kurz bevor die Hauptsaison anfängt. Es sollte das letzte Oktoberwochenende sein, was montags auch noch einen Feiertag hatte. Die Hütten können im Winter nicht vorgebucht werden, d.h. hinfahren und loslaufen.

Vorbereitung

Für die Wanderung lieh ich mir einen großen Rucksack von meiner Mitbewohnerin sowie einen dicken Winterschlafsack, der echt warm war. Ungefähr eine Woche vor der Wanderung haben wir uns regelmäßig um Wetterupdates gekümmert, da es bei Schnee unmöglich gewesen wäre, die 53 Kilometer zu laufen. Aber nicht nur um Wetterupdates mussten wir uns kümmern, sondern auch um die "Fähre". Der Milford Track ist so abgelegen, dass man von Te Anau mit einem Bus zu den Te Anau Downs fahren muss, von dort nimmt man ein Boot für 1 1/4 Stunden zum Startpunkt. Am Ende der Wanderung muss man wieder ein Boot für 10 Minuten nehmen, und dann geht es von Milford Sound mit dem Bus zurück nach Te Anau (rund zwei Stunden Fahrt). Gemeinsam wurde für Vorrat gesorgt und das ein oder andere ebenfalls gemeinsam organisiert. Am Freitag ging es dann von Dunedin nach Te Anau. Ich hab gedacht, nachdem wir alle im Auto waren, dass es losgehen kann, dem war natürlich nicht so, wenn man nur mit Mädels unterwegs ist. Und dann auch noch mit einer Brasilianerin. Wir sind von hier nach da gefahren, von da nach hier und dann wieder nach hier. Zwei Stunden später hatten wir alles eingepackt und sind los.
Kurz vor Te Anau haben wir noch gehalten und ein Lokal abgecheckt, was unseren Hunger stillen konnte. Nach der Ankunft im Hostel hieß es final packen.

Tag 1

Aufstehen, frühstücken, Rucksäcke ins Auto und rüber zum DoC Visitor Centre, die extra für uns früher aufgemacht haben, da sie am Vortag zu früh geschlossen haben, als das wir es hätten erreichen können. Wir mussten dort die Hüttentickets erwerben. Anschließend auf die andere Straßenseite zum Bus-& Bootsunternehmen. Aus Sicherheitsgründen wollten wir noch einen Beacon mitnehmen, der ein Notsignal senden kann, im Fall des Falles. Also war der Busfahrer noch so freundlich uns zur Tankstelle zu fahren, die die Beacons verleihen. Als dann alle Passagiere eingeladen waren, ging es endlich zu den Te Anau Downs, dort auf das Boot, das uns ans nördliche Ende von Lake Te Anau, dem Startpunkt des Milford Track brachte.
Am der Glade Wharf ging es gegen 11:00 Uhr endlich los. Unser Plan war es die erste Hütte zu überspringen, da diese nur 5km vom Startpunkt entfernt ist. Hütte Nummer 2, Mintaro Hut, war insgesamt 21,5 km vom Start entfernt. Mit dem wohl schwersten Rucksack unserer Truppe hat sich das im Laufe des Tages bemerkbar gemacht, dass die Strecke nicht ohne ist. Rund 300 Höhenmeter wurden auf der Strecke bezwungen. Wir haben super Sonnenschein und angenehme Temperaturen gehabt. In schattigen Waldabschnitten wollte man sich dann manchmal doch eher was überziehen. Während unserer Vorbereitung wurde uns bei Telefonaten mit dem DoC gesagt, dass wir Flüsse überqueren müssen. Selbst Bob im Hostel meinte noch, dass wir durch Flüsse stiefeln müssen, da die Brücken entfernt wurden. Letzteres wird im Winter immer gemacht, da diese durch Felsen, reißende Flüsse oder Lawinen zerstört werden könnten.
Von Anfang an waren wir alle begeistert. Das erste Stück führte uns durch den Wald zum und entlang des Clinton River. Über die ein oder andere Swingbridge (Hängebrücke) ging es in das unglaubliche Clinton Valley. Auf einmal hörte der Wald auf und man stand in dem weiten und sehr leisem Tal, zwischen den rießigen Bergen. Man war von einzigartiger Natur umgeben, keine Geräusche von irgendwelchen Autos, Flugzeugen oder sonstigen menschlichen Erfindungen. Einfach nur Natur!
Zum Abend erreichten wir nach wahnsinnigen Eindrücken unsere Hütte. Als Abendessen gab es, für uns vier, Pizza, die wir zum Teil auf dem Holzofen der Hütte aufwärmten. Nach dem anstrengenden und langen Tag ging es relativ früh ins Bettchen (Schlafsaal mit acht Betten - deutlich besser als der andere Saal der Hütte mit über 20 Betten ;-))

Tag 2

Aufstehen, frühstücken, Sachen wieder packen und los gehts. Heute geht es über den Mackinnon Pass, zwei Stunden bergauf (ca. 500 Höhenmeter) und anschließend zwei Stunden bergab. Sowie noch ein relativ langes flaches Stück zu wandern. Außerdem kann man einen Umweg zu den Sutherland Falls (Neuseelands zweithöchsten Wasserfälle) gehen. Nach dem anstrengenden Bergauf Passage mit Ausblick auf das gesamte Tal haben wir unsere Mittagspause eingelegt. Neuseelands Bergpapagei, Kea, hat sich ebenfalls dort blicken lassen. Der Kea ist so geschickt, dass er versucht, Sachen von Menschen zu stehlen, wenn man nicht aufpasst. Besonders wenn mehrere Keas unterwegs sind, muss man aufpassen, da meist einer posiert, man macht Fotos von diesem, während der andere Sachen/Essen stehlen will. Sie sind nicht nur geschickt, sondern sehen auch noch gut aus. Wir haben eine Weile auf dem höchsten Punkt der gesamten Wanderung verbracht, dass ich dort eine Zeitraffer Aufnahme gestartet habe:

Nach dem leckeren Sandwich-Mittagessen ging es bergab. Auf dem Weg zur nächsten Hütte, der Dumpling Hut, kann man noch zu den Sutherland Falls gehen. Dies hat uns nochmal eine knappe Stunde gekostet. Allerdings ist eine Hütte vor den Wasserfällen, dass wir nur Kameras mitgenommen haben. Die Last auf dem Rücken los zu sein, war sehr angenehm. Mit 580 Metern gehören sie zu den höchsten Wasserfällen. Der Umweg lohnt sich auf jeden Fall, auch wenn man schon diverse Wasserfälle in Neuseeland gesehen hat.
Als zweites Abendessen gab es PASTA aus der Tüte, war lecker und wärmer als die Pizza.
Die zweite Hütte war relativ gut besucht, wir hatten den Eindruck, dass mehr Leute in der ersten Hütte waren. Nach 14km, rund 500 Höhenmetern bergauf und mehr als 700 Meter bergab hat man auch hier gut Schlaf gefunden.

Tag 3

Früh aufstehen, frühstücken, Sachen packen und weiter. 18 Kilometer die relativ flach zu wandern sind, sollen rund 6 Stunden beanspruchen. Den letzten Tag muss man genauer planen, da man das Boot am Sandfly Point nach Milford Sound nehmen muss. Um 2 Uhr soll das Boot übersetzen. Da wir nicht die einzigen auf dem Milford Track waren, haben die anderen Gruppen ein ähnliches Tempo und ähnliche Zeiten wie wir gehabt, dass man sich immer wieder überholt hat. Bei "so wenigen" Leuten (40 Leute pro Tag - nur als Erinnerung), macht es nicht viel aus.
Super Wetter zwang uns regelmäßig anzuhalten und Bilder zu machen :)
Wir waren pünktlich am Ende angekommen, dass wenig Zeit für Abschlussbilder blieb. Mit einem Schlauchboot ging es auf die andere Seite, was wirklich nur um die 5 - 10 Minuten gedauert hat. Dann hieß es auf den Bus warten, der uns dann wieder nach Te Anau gebracht hat. Ein paar Fotostopps hat der Busfahrer nach Nachfrage auch freundlicherweise eingelegt.
Als Belohnung haben wir uns in Te Anau dann im Restaurant bedienen lassen.

Fazit

SUPER! :)
Super Truppe, gute Stimmung, viel Spass und gutes Wetter!
Bei rund 200 Regentagen haben wir soviel Glück gehabt, dass es nur in der ersten Nacht stark geregnet hat. Der zweite Tag war ein wenig wolkenverhangen, ansonsten wurden wir von Sonnenschein begleitet.

Was würde ich beim nächsten Mal anders machen?

Wahrscheinlich nur das Essen...

Milford Track Video

Als meine unbeschreiblichste Wanderung darf natürlich auch das Video nicht fehlen: